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erschienen im Senftenberger Anzeiger vom 2.November 1935
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Addis Abeba, 7. Okt. 1935. Die Lage in Ethiopien.Am 29. September 1935 drahtete ich: „Negus informierte Völkerbund Generalmobilmachung unaufschiebbar, da nach Mitteilung Völkerbunds friedliche Konfliktlösung aussichtslos“. Am 3. Oktober folgte meine Drahtung: „Soeben Mobilmachung proklamiert. Kriegstrommel dröhnt. Menge begeistert, aber diszipliniert. Italienische Flugzeuge bombardieren Adua und Adegrad. Provinz Agame Schlacht.“
Die Kriegstrommel wird geschlagen!Haile Selassie I. Von Gottes Gnaden Kaiser von Ethiopien. Erlaß. |
Gehorcht ihnen in Herzensgemeinschaft und weist den Eindringling hinaus! Wer infolge seiner Schwäche oder Untauglichkeit an diesem heiligen Kampfe nicht teilnehmen kann, helfe uns mit seinem Gebet! Die ganze Welt ist entrüstet angesichts der uns drohenden Gewalt. Gott wird mit uns sein. Erhebt euch alle! Für Kaiser und Reich!
Die Verlesung der Kaiserl. Proklamation btr. d. GeneralmobilmachungInzwischen haben die Dinge ihren weiteren Lauf genommen. Die Italiener haben im Norden wie im Süden angegriffen. Trotz tapfersten Widerstandes der Ethiopier ist nunmehr Adua doch gefallen. Das Volk ist entflammt von Haß gegen den „Erbfeind“. Und doch ist keinem Italiener hier etwas geschehen. Man hat die Italiener im Gebiet der italienischen Gesandtschaft konzentriert. Man hat scharfe Ueberwachungsmaßnahmen durchgeführt. Doch hat da, wo Italiener sich in den Straßen zeigen, keine Handgreiflichkeit, nicht einmal eine Beschimpfung sie getroffen. Noch einmal hat die „starke Hand“ der Landeshauptstadt, hat der Gouverneur Blata Takele Wolde Hawariat ein sehr energisches Wort an die Bevölkerung gerichtet, ja nicht die Fremden des Landes in den Haß gegen den italienischen Feind einzubeziehen, vielmehr die Fremden als Gäste des Landes zu betrachten und zu behandeln. Sein Erlaß lautet wie folgt:
„Verwaltung der Stadt Addis Abeba. Wie die Bevölkerung weiß, und zwar gemäß der Bekanntmachung vom 3. Oktobr, hat die italienische Regierung den Angriff gegen Ethiopien befohlen. Obwohl natürlich die Bevölkerung Ethiopiens zur Verteidigung des Vaterlandes gegen den Feind aufgerufen ist, muß sie andererseits sich klar darüber sein, daß unter dem Begriff „Feind“ lediglich die I t a l i e n e r zu verstehen sind, die in feindlicher Absicht die ethiopischen Grenzen überschritten haben und mit der Waffe ethiopisches Blut vergießen wollen. Nicht aber darf man mit diesem unserem Feinde, den Italienern, etwa auch andere Fremde verquicken, die zu uns gekommen sind, um mit uns in friedlicher Arbeit friedlich zu leben, mögen sie nun in Addis Abeba oder auch außerhalb weilen. Ethiopien ist in der Welt bekannt als ein Land, wo Gastlichkeit und Achtung auch vor dem Fremden Geltung hat, mit dem es Frieden und Freundschaft unterhält. Wir wollen diesen Ruf nicht verlieren. Darum wird hiermit verkündet, daß die Bevölkerung keinerlei feindschaftliche Empfindungen hegen darf gegen die Fremden, die unter uns leben und unsere Freundschaft suchen. Die Pflicht des Ethiopiers ist die, an die Front zu gehen und dort den Feind des Landes zurückzuschlagen. Wer aber unter dem Vorwand des von den Italienern heraufbeschworenen Krieges etwa Haß säen würde gegen sonstige Fremde oder einen derselben beleidigen sollte, würde gemäß den einschlägigen gesetzlichen Verordnungen auf’s Strengste bestraft werden. Sonnabend, den 5. Oktober 1935. Und sehr klar und scharf sind die Weisungen, die im Sinne unbedingten Schutzes der Fremden im Lande der Gouverneur nochmals seiner Polizei erteilt hat. Man sorge sich außerhalb nicht um uns hier unten! Hier hat es bisher keinerlei blutige Unruhen, keinerlei Gehässigkeiten gegen Fremde gegeben. Wir alle hier – sofern es nicht ganz jämmerliche Angsthasen sind, wie solche natürlich nirgends fehlen – sehen nach bisherigem Verlauf der Dinge zu irgendwelcher Besorgnis um unser Schicksal auch nicht den allergeringsten Anlaß. Das möge die ferne Heimat zu beruhigender Kenntnis nehmen!!! |
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